Wer sagt eigentlich, dass immer alles schwer gehen muss oder dass es nur dann Wert hat, wenn wir es mit viel Anstrengung erreicht haben? “Many people think that what the addict needs is willpower, but nothing could be further from the truth.” — Arnold M. Washton, Ph.D. Willenskraft, Fleiß und Disziplin seien die wichtigste Voraussetzung für unseren Erfolg, heißt es, aber die Forschung hat uns inzwischen gezeigt, unser Wille funktioniert zwar wie ein Muskel, der durch Training wächst aber gleichzeitig reagiert er auch bei Überanstrengung wie ein Muskel - er erschöpft und wir brechen kraftlos unsere Bemühungen ab. Gefolgt von Frustration, Selbstvorwürfen, schwächlingsgefühlen und Kalimero-Lamento. Was ist es also, was erfolgreiche Veränderungen herbeiführt? Wir müssen wissen WARUM wir etwas wollen, warum wir etwas tun, warum wir etwas erreichen wollen. Wir brauchen einen Sinn, etwas, das uns wichtig ist. Wir müssen uns besser kennenlernen statt zu schauen, was andere von uns erwarten. Und dann wird aus harter Arbeit, verbissenem Willen und atemlosen Ziele setzen energievoller Tatendrang, leichtfüßige Schaffensfreude. Dann fühlen wir echtes Engagement in uns, das uns beflügelt ... und dann geht plötzlich alles ganz einfach und geschmeidig. 😎 .
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Le Bleu ... Was im Französischen auch soviel wie "Greenhorn" heißt, wie ich gerade gelernt habe. Wir sind alle immer mal ein 'Bläuling' und immer wieder wenn wir auf Reisen sind, neue Menschen und Kulturen kennenlernen. Und dafür brauchen wir gar keine langen Flugkilometer zurückzulegen, sondern es geht auch ganz "grün" mit dem Zug. Denn selbst wenn es nur mal eben um die Ecke, in good old Europe, France z.b., ist, kann einem der Alltag in manchen kleinen Dingen eben dieses feeling von Unerfahrenheit mal wieder vermitteln. Sei es mit der Sprache, mit dem Essen, mit bestimmten Gepflogenheiten. Das Wunderbare daran ist, dass wir dabei wieder aufmerksamer werden, wieder genauer hinhören, hinsehen und beobachten. Und das kann dann sogar wirklich wie ein Jungbrunnen wirken. Schon im Zeitempfinden. Eine Woche dauert in der Fremde, im Neuen, endlich wieder viel länger als zu Hause im Alltag. ☀️ In diesem Sinne...es grüßt euch aus Paris ... 'Le Bleu' Münchner Kommunikationstraining
Letztens in der U-Bahn. Lockere Fülle im Wagen. Eine paar Fahrgäste stehen im Türbereich, alle Plätze sind besetzt aber es herrscht keine Überfüllung. Am Max-Weber-Platz steigt ein Mann mittleren Alters und erschöpften Gesichts ein. „ Diese scheiß volle U-Bahn“, schimpft er in gepflegt münchnerischem Timbre hinter mir, an die geschlossenen Türen gelehnt. „Immer der gleiche Scheiß. Kommst aus der Arbeit und die scheiß U-Bahn ist immer scheiße voll.“ brodelt er laut vor sich hin. „Und sind dann wahrscheinlich eh höchstens fünf echte Münchner die da sitzen.“ Wir stehenden Mitreisenden suchen mit den Augen den Deppen der offensichtlich schlechte Laune hat. Die Sitzenden heben vereinzelt ihre Blicke von ihren Smartphones. „Des geht mir sowas von auf die Nerven. Des is einfach so ein Scheiß. In der Früh wirst zerquetscht und nach der Arbeit hast a koan Platz.“ Er wird immer lauter. Ein paar der Sitzenden schauen hilflos umher. „Soll ich dem meinen Platz einfach geben?“ fragt ein Mädchen neben seiner Mutter. „Quatsch, bleib sitzen.“ zischt die zurück. „Das kotzt mich einfach an. Und eh alles Fremde. Alle wolln’s nach München. Is doch so!? Aber eben nirgend Platz!“, ruft er fast schon. Die Stimmung droht zu kippen, als ich eine ebenso angenehm bayerisch schnurrende Stimme höre. „Hey Mann, was geht ab?“. „Pffff.....“, erwiedert der Grantler, „ja, mei, eben nicht viel. Weißt, da kommst aus der Arbeit, bist eh schon genervt und dann is diese scheiß U-Bahn immer voll. Da kriegst nie 'n Sitzplatz.“ Ich höre zustimmendes Brummen „Ja, stimmt schon. Das würd’ mich auch nerven. Du fährst jeden Tag?“ „Ja, eben drum. Und es ist immer so. Und alles keine Münchner, da kannst einen drauf lassen. Nehmen uns echten Münchnern allen Raum. Is doch so!?“ „Naja, manchmal schon,“ erwidert der andere sanft, „aber wenn alle mit dem Auto reinfahr’n würden wär a nix.“ Pause. „Ja, hast recht.“ Es klingt erschöpft. „Was hast’n da für a schön’s Radl?“ fragt der Verzagte schließlich. Die anderen Fahrgäste haben sich inzwischen wieder beruhigt ihren Smarties zugewandt. „Danke. Hab ich grad aus der Werkstatt geholt. Brauchte neue Reifen und ein paar Kleinigkeiten mussten repariert werden. Dann bin ich wieder mobil. Mit dem Rad bist halt einfach am mobilsten.“ Aus dem Augenwinkel sehe ich ein schönes helblaumettalic Renn-Rad ohne Sattel. „Jetzt brauchst halt nur noch einen Sattel.“ Der Radler lacht, „Ja, den hab ich zu Hause. Wird in der Werkstatt eh nur schmutzig.“ Zustimmung hinter mir. Und so ratscht man locker weiter bis zum Hauptbahnhof. Die Bahn bremst ab. Der Grantler grüßt zum Abschied. „Geht’s denn jetzt etwas besser?“ fragt der Radler. „Ja, tatsächlich! Also, mir geht es jetzt auf jeden Fall viel besser als eben. Tut halt einfach immer gut mal ein bissl zu reden. Dank dir! Servus!!“ „Servus!“ Der Blick zum Grantler-Flüsterer, der gerade seine Ohrstöpsel wieder positioniert, wird frei und ich schau in ein milde lächelndes Gesicht schwarzer Hautfarbe. Sich mit vollem Herzen dieser Sache widmen, ganz hingerissen vom Moment. Eintauchen in die Stille einer Nacht, Still-Stand in Ekstase. Eintauchen in das dunkelblaue Meer am hellen Morgen, in diesen fantastisch helltürkisen, einsamen Pool, ganz langsam, noch langsamer. Unendliche Fülle atmen, weil es anders gar nicht geht sie zu halten. Nicht bewegen, nur spüren und gar nicht so viel schauen können, so viel atmen können, wie man einsaugen möchte, von dieser betörend spiegelglatten Wasseroberfläche. Vor Verzücken seine Nase gar nicht tief genug in den Duft der Rose tauchen. Eintauchen in das Konzert der Vögel, früher Morgen. Frisch und doch schon warm. Helles Licht, sattes Grün. Baden in Zufriedenheit. Eintauchen in die Perfektion eines Dialogs, nur zuhören, zuhören, zuhören. Eintauchen in die Schönheit seines Gegenübers. Befürchten, die Berührung kann nicht zart genug sein. Daher schauen, schauen bis sich doch die Lippen trauen. Um noch tiefer einzutauchen. Alles auf S l o w Mo tion. Bitte. Jetzt. Nicht. Bewegen. Nur Atmen. Riechen. Schmecken auch erlaubt. Lauschen. Tauchen in der Opulenz jenes Moments, mit den Freunden, gemeinsam um einen Tisch, simple Pasta, al Limone, eine gute Geschichte. Lagerfeuer-Feeling. Lachen. Gänsehaut. Gemeinsam sein. Dann wieder draußen in der Nacht. Eintauchen in die Stille, Still-Stand in Ekstase. Allein-sein, nicht einsam. Nur für einen ganz kleinen Moment ... eintauchen und genießen. Die Stimmung leise schlürfen. Dein Leben und die Fülle. Immer da. Neben mir in der U-Bahn ein junger Mann, vielleicht 15, 16 Jahre. Er sitzt am Fenster, angelehnt, so als ob er schlafen würde, den Kopf nach unten gebeugt, seine rechte Hand als Polster am Fenster, denke ich. So sitzen wir nebeneinander. Vielleicht zwei Stationen. Plötzlich regt sich mein Nachbar, streicht sich mit der linken Hand über sein Gesicht und durch seine wuscheligen Haare, so, als ob er vor einer schwierigen Aufgabe sitzt, atmet tief ein und spricht dann, ganz ruhig, in sein Handy am rechten Ohr, wie ich erst jetzt kapiere, "Mama, jetzt fall doch nicht wieder in dein altes Muster. Mach Dir doch einfach erstmal einen schönen Abend. Vielleicht ist der Typ ja ein wirklich netter Mann." Dabei steht er auf, wir haben die nächste Haltestelle erreicht. Im Aussteigen höre ich ihn noch sagen, "Doch, Mama, das ist wichtig, jetzt. Du gehst da hin...". Dann taucht er in der Menge unter.
Ich tauche auf zum nächsten Bahnsteig, U-Bahn Richtung Universität, finde einen Platz, neben einem etwas älteren jungen Mann, Student, wahrscheinlich. Auch er telefoniert bereits, als ich mich neben ihn setzte, hört aber nickend und mit zustimmendem Brummen dabei zu. Dann fährt auch er sich mit der freien Hand durch seine dicken Locken und sagt bestimmt, "Also, das hört sich für mich jetzt alles so an, dass Du jetzt mal Dein Kommunikationsmuster ändern musst...Ja, doch, denn der Typ scheint ja ein Arschloch zu sein....Nein, nein, dem musst DU jetzt mal klar machen, wer das sagen hat ... naja, Du natürlich!“ ... Leider muss ich schon wieder aussteigen. Naja, was soll ich dazu sagen?! Vernünftige, junge Männer, die Beiden. Beeindruckt bin ich aber von dem Sohn und denke an seine professionellen Worte und Gedanken ... und an seine Mutter. Können wir immer vertrauen? Nein, aber wir dürfen es uns trotzdem nicht verderben lassen, auch wenn Enttäuschungen es manchmal unmöglich erscheinen lassen. Mein Vertrauen wurde bis jetzt zweimal in meinem Leben nicht nur enttäuscht, sondern zerschmettert. Einmal im Privaten, einmal im Beruf. Das erste Mal fühlte ich mich, als ob mir der Boden unter den Füßen weggebrochen war. Das für mich sichere Fundament auf dem ich diese Beziehung wähnte hatte sich plötzlich in eine Falltüre verwandelt. Und ich befand mich im freien Fall. Und auch Jahre später, beim zweiten Mal, war es der Verlust der Kontrolle über die Geschehnisse, was mich verrückt machte. Beide Male hatte ich vertraut, nicht naiv, wie ich meinte, sondern ganz intuitiv. Und doch war es passiert, und dann wieder. Noch mehr als beim Bruch meiner Beziehung fühlte ich diese Ohnmacht aber damals bei der Geschichte im beruflichen Umfeld. Ich kam mir vor wie ein Ball im Spielautomaten, besonders, je mehr ich versuchte Licht ins Dunkel zu bringen. Mein Kopfkino war oskarreif. Aber es half nichts. Alles Antwortensuchen ließ mich nicht einen Schnatz besser fühlen. Denn ich bekam keine. Die Stoiker gaben uns schon die Erkenntnis, dass es mehr Fragen als Antworten gibt. Aber die einzige Antwort, die mir half konnte mir auch sowieso nur eine Person geben – ich selbst. Ich konnte mich weiter wie ein Spielball hin und her schubsen lassen oder ich konnte aussteigen, aus diesem erniedrigendem Spiel. Also hörte ich auf, der Ball zu sein, packte meine Sachen und ging. Haha ... Naja, so einfach und so schnell, wie ich das hier schreibe, ging es natürlich nicht aber nach heftigem Wehklagen und einem Vollbad in Selbstmitleid, ein paar Entschlüssen und Schlussstrichen, gewann ich langsam wieder Boden unter den Füßen.
Was allerdings viel länger dauerte war mein verlorengegangenes Vertrauen wiederzufinden. Das Vertrauen in meine Intuition. Anfangs konnte ich Kopf und Fühlen einfach nicht trennen. War mein Misstrauen noch aus schlechter Erfahrung oder wirklich aus meiner an sich gut funktionierenden Intuition gespeist? War ich nur positiv gestimmt, weil ich einfach keine Lust mehr zur Vorsicht hatte? Es war mein damaliger Coach der mir schließlich half, mich wieder an meine Intuition zu erinnern. Dank ihm konnte ich meine Verletzungen erkennen und sie dann heilen lassen, denn ich konnte MIR verzeihen. Das war ein Prozess der Akzeptanz und des Freundschaft-schließen - mit mir selbst. Und plötzlich merkte ich, wie viel Energie, Kreativität und gute Momente durch zu viel Vorsicht einfach verpufften. Heute weiß ich, Vertrauen hat viel mit Erfahrung aber auch sehr viel mit Freiheit zu tun, vor allem mit der Freiheit von Angst. Wir können nicht alles wissen, nicht alles kontrollieren. oder gar vorausahnen. Und diejenigen, die unser Vertrauen missbraucht haben, sind oft diejenigen, mit der meisten Angst. Also hat vertrauen können auch mit verzeihen können zu tun, vielleicht sogar mit vergessen können. Daher ist meine Übung zum Vertrauen heute - ein kurzes Innehalten,... atmen, fühlen, loslassen ... fühlen ... wissen ... (ver)trauen ... ganz einfach .;) Letzten Sonntag saß ich, einen feinen Tee von P&T schlürfend, gemütlich auf meinem Sofa, schaute dem Schnürlregen draußen zu und ließ die Woche Revue passieren: Wiesn Ausklang, Tag der Deutschen Einheit, Besuch bei Aqua Monaco, für einen Tag in Berlin, dort Gespräche mit der School of Life, dann Besuch bei Paper & Tea und mit der großen Tüte voller Master Blends für unseren Workshop fast von Orkan Xavier nach München gepustet worden. Aber nach drei Stunden Herumirren in einem Berlin im Ausnahmezustand dann doch noch mit spektakulärem Sprint meinen Flieger bekommen und sicher in München gelandet. Freitag dann wieder weiter in Sachen Scoaching Salon und schließlich Samstag ein herrlicher Mädelsabend. Alles in allem, resümierte ich beim Teeschlürfen, eine gute, intensive aber irgendwie auch anstrengende Woche in der die Achtsamkeit etwas zu kurz gekommen war. Mit Blick auf unseren nahenden Scoaching Salon am 20. Oktober hielt ich es daher für wichtig, nun den Sonntag aber wirklich unumstößlich der Achtsamkeit zu widmen, Yoga, Meditieren, Lesen. Apropo Lesen! fiel mir ein, dringend noch meiner Freundin Pierrette in der Schweiz für den sehr schönen Katalog zur neuen Chagall-Ausstellung in Basel danken! Also schnell noch eine Nachricht schreiben. Dann aber wirklich Handy zur Seite.
Ja, klar, schnell schreiben ist unmöglich, wenn man sich nur alle paar Monate schreibt, aber nach einem kurzweiligen Austausch schaltete ich das Handy in der besten Absicht gerade auf lautlos als noch ein Anruf kam …“Kommst Du morgen mit in die Schweiz? Ich fahr.“ fragte mich ein Freund. Ich war völlig von den Socken. Wieder eine Message zu Pierrette…“super! komm!“. Und so fand ich mich am nächsten Tag in Zürich, wandelte durch die malerischen Gassen der Altstadt, aß köstliche Älpler Makroni, verbrachte den nächsten Tag mit meiner eloquenten Freundin mit Polititisieren und den besten Geschichten aus unserer gemeinsamen Zeit in London, der dann mit dem Plan endete, den Scoaching Salon in ihrer Stiftung stattfinden zu lassen. Und als ich dann, wieder alleine, auf meinen „Chauffeur“ wartend auf einer Bank am Zürichsee saß, das Glitzern der Sonne im Wasser und die Ruhe der nahen Berge genoss, wurde ich mir in dem Moment bewußt, wie viel Achtsamkeit wirklich in diesen letzten eineinhalb Wochen in meinem Leben war. Jeden Augenblick, ob neue Begegnungen, inspirierende Gespräche, unfreundliche Berliner (und meine Gelassenheit ihnen gegenüber ), neue und alte Freunde, Wiedersehensfreude, feines Essen und ein elegantes Zürich, das mir an sich schon wie eine Meditation erschien, all diese Momente konnte ich jetzt nachklingen lassen. Weil ich sie alle bewußt und selbstbestimmt erlebt hatte, im hier und jetzt. Und weil ich den Luxus hatte, selbst und spontan zu entscheiden. Und DAS ist, trotz aller Mühen, der große Luxus der beruflichen Selbständigkeit. Auf Wiederluege! |
AuthorMein Name ist Katja Stermsek Archives
March 2020
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