Freitag Vormittag, München Innenstadt, die Sonne verbreitet mediterrane Stimmung. Zwei schicke junge Damen und eine schicke ältere Dame kommen beschwingt aus einem schicken Shop in der Theatinerstraße. In die Sonne blinzelnd schieben sie ihre Sonnenbrillen auf die Nasen und wandeln Richtung Marienplatz. "Du Oma," sagt dabei eine der beiden jungen, "so ein grauer Pullover wäre aber schon bedenkenswert!" Die andere junge stimmt zu. "Jaja," stimmt diese im Prinzip zu, "Aber ehrlich gesagt, so viel neues Zeug kaufen will ich jetzt eigentlich gar nicht." Die beiden Enkelinnen sind verständnisvoll, "ja, nee, das eh nicht. Aber Oma," sagt eine und hakt sich dabei bei dieser unter, "hast du gesehen!? Die haben alles solche Sache wie du sie auch schon anhast, diese weiteren Hosen, die Blusen, das Shirt und so...". Und Oma erwidert "Ja, das stimmt.! Den neuen Look, den verkörpere ich schon!"
Foto Oma & Opa :)
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Neben mir in der U-Bahn ein junger Mann, vielleicht 15, 16 Jahre. Er sitzt am Fenster, angelehnt, so als ob er schlafen würde, den Kopf nach unten gebeugt, seine rechte Hand als Polster am Fenster, denke ich. So sitzen wir nebeneinander. Vielleicht zwei Stationen. Plötzlich regt sich mein Nachbar, streicht sich mit der linken Hand über sein Gesicht und durch seine wuscheligen Haare, so, als ob er vor einer schwierigen Aufgabe sitzt, atmet tief ein und spricht dann, ganz ruhig, in sein Handy am rechten Ohr, wie ich erst jetzt kapiere, "Mama, jetzt fall doch nicht wieder in dein altes Muster. Mach Dir doch einfach erstmal einen schönen Abend. Vielleicht ist der Typ ja ein wirklich netter Mann." Dabei steht er auf, wir haben die nächste Haltestelle erreicht. Im Aussteigen höre ich ihn noch sagen, "Doch, Mama, das ist wichtig, jetzt. Du gehst da hin...". Dann taucht er in der Menge unter.
Ich tauche auf zum nächsten Bahnsteig, U-Bahn Richtung Universität, finde einen Platz, neben einem etwas älteren jungen Mann, Student, wahrscheinlich. Auch er telefoniert bereits, als ich mich neben ihn setzte, hört aber nickend und mit zustimmendem Brummen dabei zu. Dann fährt auch er sich mit der freien Hand durch seine dicken Locken und sagt bestimmt, "Also, das hört sich für mich jetzt alles so an, dass Du jetzt mal Dein Kommunikationsmuster ändern musst...Ja, doch, denn der Typ scheint ja ein Arschloch zu sein....Nein, nein, dem musst DU jetzt mal klar machen, wer das sagen hat ... naja, Du natürlich!“ ... Leider muss ich schon wieder aussteigen. Naja, was soll ich dazu sagen?! Vernünftige, junge Männer, die Beiden. Beeindruckt bin ich aber von dem Sohn und denke an seine professionellen Worte und Gedanken ... und an seine Mutter. Letztens in der U Bahn, offensichtlich gerade Schulschluss. Der Zug voll mit aufgeregt plappernden, lachenden, Pläne für das Wochenende schmiedenden Teenagern. Einen Stehplatz suchend dränge ich mich in die Masse neben vier Schülerinnen. „Vergiss es,“ sagt eine zu den anderen dreien, „vergiss es! Meine Mutter hasst den. Das erlaubt die nie!“ Davon lässt sie sich auch nicht von ihren Begleiterinnen abbringen und betont nochmals, „Nein. Meine Mutter hasst den. Das macht die nie.“ Die vier diskutieren heftig weiter aber die nachrückenden Massen der nächsten Haltestelle drücken mich durch den Zwischenbereich neben zwei junge Mädchen. Sie sitzen eng zusammen, Schulter an Schulter, die eine zeigt Ihrer Freundin irgendwas in ihrem Smartphone. Ich lande, als die eine gerade sagt „Naja, deine Mutter hasst mich und trotzdem komme ich immer zu Dir.“ Die andere, die nicht in meine Richtung spricht, erwidert etwas, worauf beide lachen. Leider kann ich auch hier die näheren Umstände nicht erfahren, denn inzwischen halten wir am Ostbahnhof und wieder drücken sich neue Fahrgäste in den Wagon. Diesmal stehe ich neben drei Schülern und einer Schülerin. Auch sie unterhalten sich launig und gerade sagt das Mädchen, „Ach was, meine Mutter liebt dich. Das klappt schon.“ Ich freue mich, dass es zum Schluss die Liebe ist, die mich beim Aussteigen begleitet.
Zwei Jungs kommen mir entgegen, „Meine Mutter hasst das, die bringt mich um.“ Die Türen schließen, aber ich höre die beiden noch lachen. Auch ich muss grinsen. Hass, Liebe und die Mütter... drei ewige Urgewalten. |
AuthorMein Name ist Katja Stermsek Archives
March 2020
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