Verantwortung, Solidarität, Mitgefühl, Vernunft, sich interessieren, Mitdenken ... besondere Zeiten stellen uns vor besondere Aufgaben. Und dies ist die Zeit das „Wir“ vor alle Entscheidungen zu stellen. Was paradoxerweise heißt, sich zurückzuziehen, Social distancing zu praktizieren. Sicher können sich besonders die jungen und ganz jungen etwas freier durch diese Krise bewegen, aber zu bedenken ist dabei auch: Je konsequenter wir, also jeder einzelne von uns dafür sorgt, das Virus nicht zu verbreiten, indem man sich ihm auch nicht aussetzt, je schneller können wir die Dynamik verlangsamen oder vielleicht sogar stoppen. Das zeigt Südkorea vorbildlich, wo viel und gleich von Anfang an getestet wurde und die Krise damit schneller in den Griff bekam, so wie es im Moment aussieht.
Es ist eine Entschleunigung der besonderen Art, drastisch, und doch können wir aus ihr lernen. Wie gehen wir mit unserer Angst um? Verkriechen wir uns? Sind wir besonders vorsichtig und haben damit das Gefühl der Kontrolle? Denken wir Angriff ist die beste Verteidigung, schimpfen lauthals auf die Panik da draußen und schmeißen uns erst recht ins Getümmel? Werden wir zum Nachrichten-Junky, Deutschlandfunk von morgens bis abends? Fühlen wir uns einsam, obwohl nicht allein? Denken wir ‚ich stark, die schwach‘? Ein Freund von mir, freiberuflicher Dozent, raunzte mich die Tage am Telefon an, vonwegen die Alten können ihn mal und die Chronisch kranken, tja nun, natürliche Auslese ... Werden wir zum Zyniker? Bei mir ist es der Drang nach seriöser Information und ich neige eher zur Vernunft, die dann vielleicht auch manchmal in Über-Kontrolle münden möchte. Also schalte ich das Radio, sorry lieber @DLF, dann doch bewusst mal aus und streite mich dann z.B. mit einer Freundin. Über Verhaltensweisen. Und schließlich wird mir klar, dass wir beide einfach nur anders mit unseren Sorgen umgehen. Sorgen um unsere Lieben, Sorgen um unsere berufliche Existenz. Denn zwar holt unser Wirtschaftsminister seine Bazooka zur Rettung für Firmen raus aber auf die Frage, wie er Freiberufler, Soloselbständige unterstützen will, sagt er kichernd, dafür braucht es ja dann nur ein paar Handfeuerwaffen. ... Lieber @Olaf Scholz, die Zeiten, in denen Freiberufler und Selbständige eh aus materiell begüterten Familien stammten oder quasi mit einem masochistischem Drang zu Risiko und Prekariat eine selbständige Tätigkeit wählten sind schon lange vorbei. Aber dazu später dann... Werde ich also zum Aktivisten in der Krise? Oder zum Künstler? Wie auch immer, diese unfreiwillige Entschleunigung kann als das Gute im Schlechten erscheinen. Und das muss nicht unbedingt die Selbstreflexion allein sein. Aber im Bewusstwerden können wir auch wieder unsere besonderen Kräfte und Stärken erkennen. Und dabei werden wir dann doch auch Vernunft, Mitgefühl und Solidarität in uns entdecken. In den Nachrichten sagte @Claus Kleber gerade, wir brauchen die Solidarität im Ganzen, denn sonst wird das Ganze gar nichts. Fazit: wo immer möglich #staythefuckhome, please! Passt auf Euch und Eure Lieben auf, lanweilt Euch, schmiedet Pläne in diesem Stillstand, Carpe Diem und bleibt gesund!
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Wer sagt eigentlich, dass immer alles schwer gehen muss oder dass es nur dann Wert hat, wenn wir es mit viel Anstrengung erreicht haben? “Many people think that what the addict needs is willpower, but nothing could be further from the truth.” — Arnold M. Washton, Ph.D. Willenskraft, Fleiß und Disziplin seien die wichtigste Voraussetzung für unseren Erfolg, heißt es, aber die Forschung hat uns inzwischen gezeigt, unser Wille funktioniert zwar wie ein Muskel, der durch Training wächst aber gleichzeitig reagiert er auch bei Überanstrengung wie ein Muskel - er erschöpft und wir brechen kraftlos unsere Bemühungen ab. Gefolgt von Frustration, Selbstvorwürfen, schwächlingsgefühlen und Kalimero-Lamento. Was ist es also, was erfolgreiche Veränderungen herbeiführt? Wir müssen wissen WARUM wir etwas wollen, warum wir etwas tun, warum wir etwas erreichen wollen. Wir brauchen einen Sinn, etwas, das uns wichtig ist. Wir müssen uns besser kennenlernen statt zu schauen, was andere von uns erwarten. Und dann wird aus harter Arbeit, verbissenem Willen und atemlosen Ziele setzen energievoller Tatendrang, leichtfüßige Schaffensfreude. Dann fühlen wir echtes Engagement in uns, das uns beflügelt ... und dann geht plötzlich alles ganz einfach und geschmeidig. 😎 . An Weihnachten rief uns eine Nachbarin an, die wir schon vermisst hatten, und inzwischen nicht erst seit Wochen, sondern es hatte sich schon zu Monaten summiert. Kein Licht brannte, und wenn, dann nur ab und zu, das Auto stand immer in der Garage und die allmorgendlichen typischen Schritte im Treppenhaus hörte ich sowieso nicht mehr. Altersmässig ist sie irgendwo Mitte 70, und seit einer unglücklichen Liebe in jungen Jahren, wie sie mir mal erzählt hatte, aus Überzeugung Single. Und dann macht man sich eben doch etwas Sorgen. Nachbarn, mit denen sie Tür-an-Tür wohnt sagten mir dann zwar, als ich sie irgendwann mal traf, aber mit komisch verdruckstem Ton, sie würde viel reisen. Nun, das beruhigte etwas aber im stillen sah ich sie schon „Probewohnen“ in allenmöglichen Senioren Residenzen was ich mit ihr einfach nicht verbinden konnte. Nun rief sie also an und wünschte schöne Feiertage. Großes Hallo! Und - Sie würde im Sauerland feiern, bei ihrem LIEBSTEN. Den habe sie im Sommer kennengelernt. In Südafrika. Ich war begeistert. Und nein, sie würde ihre Wohnung weiterhin behalten, denn ihr liebster und sie wollen nun immer zwischen Sauerland-„sehr schöne Gegend“ - und München pendeln. Im Januar kommen Sie nach München und dann wird sie uns ihren Liebsten also vorstellen. Wir sind gespannt! Was gibt es Schöneres, wenn man im Alter noch solche Pläne schmieden kann! Nichts ist unmöglich! In diesem Sinne - Pläne schmieden, Vision umsetzen 😃und dann natürlich alles mit Liebe! Denn ohne Liebe ist alles nix - Happy New Year!! *Otaku (jap. おたく, オタク, ヲタク) bezeichnet im Japanischen Fans, die ein großes Maß an Zeit für ihre Leidenschaft aufwenden und ihr mit großer Neigung nachgehen. Es wird ähnlich wie die englischen Wörter Nerd oder Geek benutzt. (Wikipedia, 5.11.2019)
Ein 11jähriger, schon bald 12jährig und damit nach eigenem Bekunden eigentlich schon fast erwachsen! Ein junger Franzose, zu Besuch in München, gemeinsam mit Mammon, um sein Deutsch auf- und auszubauen. Dies spricht er schon ganz passabel aber trotzdem wahrscheinlich noch so mühsam findet, dass er am liebsten jede Minute zu Hause auf der Couch liegt und erst meine nicht allzu kleine Comic Sammlung verschlingt und dann aber den schnell besorgten Nachschub an Mangas liest oder bei Netflix schaut. Kurz - er spricht also zu wenig. Mammon und ich sind schon in Sorge, was er denn wohl von diesem München Tripp mitnimmt. Dieser junge Mann nun liegt am Sonntag seit gefühlten Stunden fröhlich mangasiert auf dem Sofa, als die Talk-Runde nach der Wahl in Thüringen bei Anne Will uns andere Erwachsene in besorgtes, schweigendes Zuhören hüllt. So erschrecke ich fast, als er plötzlich hochfährt und ruft, "Katja!!?". "Ja!?". "Sag," er ruft es immer noch (Ohrstöpsel!), "wieso kann ein Nazi da im Fernsehn sitzen und so einen Quatsch reden??!!" Kein Fehler, kein Akzent, klarer Gedanke - "Gute Frage!" kann ich vor Erstaunen nur spontan antworten. Aber da ist er auch schon wieder ins Manga-Land abgetaucht Magic, diese Mangas. Freitag Vormittag, München Innenstadt, die Sonne verbreitet mediterrane Stimmung. Zwei schicke junge Damen und eine schicke ältere Dame kommen beschwingt aus einem schicken Shop in der Theatinerstraße. In die Sonne blinzelnd schieben sie ihre Sonnenbrillen auf die Nasen und wandeln Richtung Marienplatz. "Du Oma," sagt dabei eine der beiden jungen, "so ein grauer Pullover wäre aber schon bedenkenswert!" Die andere junge stimmt zu. "Jaja," stimmt diese im Prinzip zu, "Aber ehrlich gesagt, so viel neues Zeug kaufen will ich jetzt eigentlich gar nicht." Die beiden Enkelinnen sind verständnisvoll, "ja, nee, das eh nicht. Aber Oma," sagt eine und hakt sich dabei bei dieser unter, "hast du gesehen!? Die haben alles solche Sache wie du sie auch schon anhast, diese weiteren Hosen, die Blusen, das Shirt und so...". Und Oma erwidert "Ja, das stimmt.! Den neuen Look, den verkörpere ich schon!"
Foto Oma & Opa :) Le Bleu ... Was im Französischen auch soviel wie "Greenhorn" heißt, wie ich gerade gelernt habe. Wir sind alle immer mal ein 'Bläuling' und immer wieder wenn wir auf Reisen sind, neue Menschen und Kulturen kennenlernen. Und dafür brauchen wir gar keine langen Flugkilometer zurückzulegen, sondern es geht auch ganz "grün" mit dem Zug. Denn selbst wenn es nur mal eben um die Ecke, in good old Europe, France z.b., ist, kann einem der Alltag in manchen kleinen Dingen eben dieses feeling von Unerfahrenheit mal wieder vermitteln. Sei es mit der Sprache, mit dem Essen, mit bestimmten Gepflogenheiten. Das Wunderbare daran ist, dass wir dabei wieder aufmerksamer werden, wieder genauer hinhören, hinsehen und beobachten. Und das kann dann sogar wirklich wie ein Jungbrunnen wirken. Schon im Zeitempfinden. Eine Woche dauert in der Fremde, im Neuen, endlich wieder viel länger als zu Hause im Alltag. ☀️ In diesem Sinne...es grüßt euch aus Paris ... 'Le Bleu' Münchner Kommunikationstraining
Letztens in der U-Bahn. Lockere Fülle im Wagen. Eine paar Fahrgäste stehen im Türbereich, alle Plätze sind besetzt aber es herrscht keine Überfüllung. Am Max-Weber-Platz steigt ein Mann mittleren Alters und erschöpften Gesichts ein. „ Diese scheiß volle U-Bahn“, schimpft er in gepflegt münchnerischem Timbre hinter mir, an die geschlossenen Türen gelehnt. „Immer der gleiche Scheiß. Kommst aus der Arbeit und die scheiß U-Bahn ist immer scheiße voll.“ brodelt er laut vor sich hin. „Und sind dann wahrscheinlich eh höchstens fünf echte Münchner die da sitzen.“ Wir stehenden Mitreisenden suchen mit den Augen den Deppen der offensichtlich schlechte Laune hat. Die Sitzenden heben vereinzelt ihre Blicke von ihren Smartphones. „Des geht mir sowas von auf die Nerven. Des is einfach so ein Scheiß. In der Früh wirst zerquetscht und nach der Arbeit hast a koan Platz.“ Er wird immer lauter. Ein paar der Sitzenden schauen hilflos umher. „Soll ich dem meinen Platz einfach geben?“ fragt ein Mädchen neben seiner Mutter. „Quatsch, bleib sitzen.“ zischt die zurück. „Das kotzt mich einfach an. Und eh alles Fremde. Alle wolln’s nach München. Is doch so!? Aber eben nirgend Platz!“, ruft er fast schon. Die Stimmung droht zu kippen, als ich eine ebenso angenehm bayerisch schnurrende Stimme höre. „Hey Mann, was geht ab?“. „Pffff.....“, erwiedert der Grantler, „ja, mei, eben nicht viel. Weißt, da kommst aus der Arbeit, bist eh schon genervt und dann is diese scheiß U-Bahn immer voll. Da kriegst nie 'n Sitzplatz.“ Ich höre zustimmendes Brummen „Ja, stimmt schon. Das würd’ mich auch nerven. Du fährst jeden Tag?“ „Ja, eben drum. Und es ist immer so. Und alles keine Münchner, da kannst einen drauf lassen. Nehmen uns echten Münchnern allen Raum. Is doch so!?“ „Naja, manchmal schon,“ erwidert der andere sanft, „aber wenn alle mit dem Auto reinfahr’n würden wär a nix.“ Pause. „Ja, hast recht.“ Es klingt erschöpft. „Was hast’n da für a schön’s Radl?“ fragt der Verzagte schließlich. Die anderen Fahrgäste haben sich inzwischen wieder beruhigt ihren Smarties zugewandt. „Danke. Hab ich grad aus der Werkstatt geholt. Brauchte neue Reifen und ein paar Kleinigkeiten mussten repariert werden. Dann bin ich wieder mobil. Mit dem Rad bist halt einfach am mobilsten.“ Aus dem Augenwinkel sehe ich ein schönes helblaumettalic Renn-Rad ohne Sattel. „Jetzt brauchst halt nur noch einen Sattel.“ Der Radler lacht, „Ja, den hab ich zu Hause. Wird in der Werkstatt eh nur schmutzig.“ Zustimmung hinter mir. Und so ratscht man locker weiter bis zum Hauptbahnhof. Die Bahn bremst ab. Der Grantler grüßt zum Abschied. „Geht’s denn jetzt etwas besser?“ fragt der Radler. „Ja, tatsächlich! Also, mir geht es jetzt auf jeden Fall viel besser als eben. Tut halt einfach immer gut mal ein bissl zu reden. Dank dir! Servus!!“ „Servus!“ Der Blick zum Grantler-Flüsterer, der gerade seine Ohrstöpsel wieder positioniert, wird frei und ich schau in ein milde lächelndes Gesicht schwarzer Hautfarbe. Sich mit vollem Herzen dieser Sache widmen, ganz hingerissen vom Moment. Eintauchen in die Stille einer Nacht, Still-Stand in Ekstase. Eintauchen in das dunkelblaue Meer am hellen Morgen, in diesen fantastisch helltürkisen, einsamen Pool, ganz langsam, noch langsamer. Unendliche Fülle atmen, weil es anders gar nicht geht sie zu halten. Nicht bewegen, nur spüren und gar nicht so viel schauen können, so viel atmen können, wie man einsaugen möchte, von dieser betörend spiegelglatten Wasseroberfläche. Vor Verzücken seine Nase gar nicht tief genug in den Duft der Rose tauchen. Eintauchen in das Konzert der Vögel, früher Morgen. Frisch und doch schon warm. Helles Licht, sattes Grün. Baden in Zufriedenheit. Eintauchen in die Perfektion eines Dialogs, nur zuhören, zuhören, zuhören. Eintauchen in die Schönheit seines Gegenübers. Befürchten, die Berührung kann nicht zart genug sein. Daher schauen, schauen bis sich doch die Lippen trauen. Um noch tiefer einzutauchen. Alles auf S l o w Mo tion. Bitte. Jetzt. Nicht. Bewegen. Nur Atmen. Riechen. Schmecken auch erlaubt. Lauschen. Tauchen in der Opulenz jenes Moments, mit den Freunden, gemeinsam um einen Tisch, simple Pasta, al Limone, eine gute Geschichte. Lagerfeuer-Feeling. Lachen. Gänsehaut. Gemeinsam sein. Dann wieder draußen in der Nacht. Eintauchen in die Stille, Still-Stand in Ekstase. Allein-sein, nicht einsam. Nur für einen ganz kleinen Moment ... eintauchen und genießen. Die Stimmung leise schlürfen. Dein Leben und die Fülle. Immer da. SEI ES ...
... Du willst endlich raus aus diesem Einöd an ewig gleichen Mist in Deinem Leben. Sei es die gläserne Decke und ewige Borniertheit der Mächtigen, bei der Du selbst als starke Frau und Mega-Spitzenkraft bei Deiner Karriereplanung immer noch an Grenzen stößt. Sei es, Du willst, dass dieser Alptraum endlich ein Ende hat, dass Du aufwachst und Du nicht mehr an diesen Arsch denkst, der dich verlassen hat, der Dich betrogen hat und noch jetzt voraussetzt, Du kümmerst dich um die Auflösung und Vermietung Eurer gemeinsamen Wohnung. Sei es, Du hast die Schnauze voll davon, Dich von neuen Lebenspartnern Deiner geschiedenen Eltern wie eine Konkurrentin oder ein scheiß Störfaktor behandeln lassen zu müssen um den Burgfrieden zu bewahren. Sei es, die Mitglieder der Bestandsfamilie deines Neuen sind einfach alle irre. Sei es, Du willst endlich auf die STOP-Taste drücken, wenn zu all dem Chaos in Deinem Leben dann auch noch so Hilfreiches wie „also, das könnte mir nie passieren, das weiß ich ganz genau“ in Dein Ohr, oder besser, in Dein Herz sticht. NICHTS wissen die. Sei es, Du bist inzwischen erschöpft von all den supertollen Ratgeber-Lektüren, denn Du willst keine Kommunikations- oder gar Aufräum-Expertin werden, sondern möchtest einfach ein gutes, harmonisches, inspirierendes, konstruktives Miteinander mit Menschen genießen, ausschlafen dürfen, unordentlich und endlich fantastisch erfolgreich sein. Sei es, Du willst EINMAL erleben, dass deine Chefs wirklich, richtig ernsthaft, ganz wahrhaftig und aus vollem Herzen über deine Leistungen in Begeisterung ausbrechen – und das am besten vor versammelter Mannschaft. Sei es, du hast außerdem auch einfach keinen Bock mehr auf Diskussionen mit Dumpfbacken, ob ein Mann noch sexy ist, wenn er die Familienorganisation und Familienentwicklung, familiäres Change-Management und (Weiter-) Bildung übernimmt wenn Du erzählst, dass der Job deines Mannes von Robotern demnächst übernommen wird. Sexy oder schwach ist Dir so was von egal – Du siehst Deinen Lebenszug auf einen Abgrund zurasen aber Du findest die verkackte Notbremse nicht! Seien es Lebenspartner, Familie oder Freunde die Dich als Spielzeug, als Zeitvertreib, als Haushälterin, als Lebenskrücke, als Gebärmaschine, als was auch immer - nur nicht als MENSCH mit Bedürfnissen, mit Talenten, mit Empfindlichkeiten, mit Träumen oder mit Sorgen sehen. Sei es, du bist mürbe vom Hinhalten, Vertrösten oder leeren Versprechungen. Sei es ... Du kannst nicht mehr – Du kannst diesen ganzen Schwachsinn einfach nicht mehr er-tragen. Du willst nicht mehr hören, - wozu einen Coach? Dafür hat man doch Freunde und außerdem ... wenn Du etwas wirklich willst ... - Genau. Du willst. Raus - Du willst einen Coach. Frisch ist das neue Jahr und selbst wenn wir nicht unbedingt große Vorsätze gemacht haben, so sind die Erwartungen an die nächsten zwölf Monate zu diesem Zeitpunkt doch immer mit einer gewissen Spannung geladen. Wird’s gut? Wird sich alles so entwickeln, wie ich es brauche, wie ich es mir wünsche? Oder auch, bleibt alles so gut, wie es gerade für mich läuft? Für manche von uns stellen sich auf den ersten Blick vielleicht aber fast trivial anmutende Fragen, die uns aber letztendlich zu jener Klarheit führen können, die wir uns für einen Neustart ins Jahr wünschen. So, wie ein Bekannter, der mich die Tage anrief. Nach unserem herzlichen Austausch der besten Wünsche für das neue Jahr kam er schnell auf den Punkt. „Es hat mich voll erwischt, Sylvester. Entweder ich stürze mich jetzt in eine Affäre oder ich komm zu Dir zum Coaching ... Was meinst Du?" Ich überlegte kurz. „Beides", sagte ich, halb im Scherz, halb ernst. Er lachte und nun hat er einige Termine in der nächsten Zeit bei mir zum Coaching. Ob er die Affäre jetzt auch anfängt kann ich noch nicht sagen. Was ich aber sagen kann, warum meine Anwort nur halb im Scherz gesagt war. Wobei ich dabei natürlich an Männer UND Frauen denke, denn immer mehr Frauen gehen fremd und es war ja lediglich der Zufall in dieser Geschichte, dass es ein Mann war, der mich anrief. Erstens: Dazu möchte ich Oskar Wilde zitieren, "The only way to get rid of temptation is to yield to it. – Die einzige Möglichkeit einer Versuchung zu entkommen ist ihr nachzugeben.“ Im Prinzip stimmt das, denn solange wir es als reizvoll, vielleicht sogar als einmalige Möglichkeit empfinden, können wir an nichts anderes denken, als an eben diese Versuchung. Selbst wenn wir hadern, alles dreht sich um dieses eine verlockende Angebot. Unsere ganze Aufmerksamkeit, der Großteil unserer Energie, okkupiert von „ja oder nein?“ Womöglich lenken wir uns dann noch mit zu viel Arbeit oder zu viel Aktionismus generell ab. Wie auch immer - wir lenken uns nur ab. Aber erfüllend ist das auf die Dauer nicht. Das bedeutet, zweitens, für mich als Coach, im Coaching wird es also, wie die Erfahrung zeigt, nur darum gehen, soll er, will er, warum; soll er nicht, warum besser, wenn nicht, Vernunft, Moral ... das ganze „gib-mir-die-Erlaubnis- oder rede-es-mir-aus-Programm“ – Nicht das, was ich unter einem erfolgsversprechenden Coaching verstehe. Es ist das berühmte Behandeln der Symptome aber eben nicht der Ursache. Denn es geht nicht darum, ob ich, als Coach, für oder gegen Affären bin, oder ob mir die Erfahrung oder meine professionelle Sichtweise ein Pro oder Contra nahelegt. Und statt sich, drittens, mit der Frage nach dem Sinn in seinem Leben, was ihn treibt, bewusst oder eben unbewusst, auseinanderzusetzen, sich Klarheit zu verschaffen, wird er sich entweder in seine Selbstkontrolle flüchten, sich in seiner heroischen Haltung gefallen, wenn er widersteht und dies bei jedem nächsten Streit mit seiner Partnerin z.B. mit dem Appell an IHRE Verantwortung oder Selbstbeherrschung auch ungesagt demonstrieren. Oder, im Falle eines Singledaseins, an weiteren einsamen Tagen und Nächten zunehmend in Selbstkontrolle vergrämen oder in Selbstmitleid baden – beides unattraktiv. Ähnlich kann der Ablauf sein, wenn er, viertens, eine Affäre ohne Coaching beginnt. Ich verzichte auf nähere Erläuterung in diesem Szenario, denn wir alle kennen es, sei es aus eigener Erfahrung oder aus Gesprächen mit „Opfern“ und „Tätern“ – kurzer Genuss, intensives Leiden mindestens einer der involvierten Personen, nicht selten endend in meist völlig übereilten (Ent-)Scheidungen samt Schlammschlacht oder als Weiterhin-Single in einer Depression, oder, oder, oder – wie auch immer, in vielen Fällen sehr oft nicht schön, das alles. Aber ... fünftens, wir suchen meistens gar nicht nach einer anderen Person, wir suchen eigentlich ein anderes Selbst, sagt die renommierte Paartherapeutin Esther Perel. Aus meiner Praxis kann ich das bestätigen. Ja, eine Affäre kann der Sargnagel zu einer sowieso schon abgestorbenen Beziehung sein. Aber wenn wir in unserer menschlichen Schwäche dieses andere Selbst von uns zwar in einer Affäre kennenlernen, es aber mit jemandem professionell und neutral reflektieren, dann kann das passieren, was auch Perel ihren Paaren nach einer überstandenen Affäre erzählt – "in der westlichen Welt haben die meisten von uns heutzutage im Schnitt zwei bis drei Beziehungen oder Ehen im Leben, und einige von uns haben diese mit der selben Person." Résumé ... Nochmal, ich plädiere nicht dafür, eine Affäre zu suchen! Aber wenn es uns erwischt, wenn der Flirt, dieses anregende Spiel von Selbstkontrolle und Kontrollverlust, von der Salon in ihrer aktuellen Ausgabe hanseatisch cool als Technik -Kulturtechnik- beschrieben, wenn also diese Technik durch Blitzeinschlag versagt und wir auf Gleitflug umschalten müssen, dann kann diese Erfahrung eine sein, die wir nicht missen möchten. In jeder Hinsicht. Denn aus der Paartherapie wissen wir inzwischen, es ist fast nie die Affäre an sich, die bereut wird, sondern das Leid des Partners. Es kann somit eine sehr intensive und lebendige Art der Selbsterfahrung sein. So eine, an der wir wachsen können und sogar unsere Liebe und Partnerschaft - vorausgesetzt, wir verlieren nicht komplett den Kopf ... oder suchen unser anderes Selbst lieber gleich beim Coaching. In diesem Sinne, ein fröhliches neues Jahr!! . |
AuthorMein Name ist Katja Stermsek Archives
March 2020
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